Im Juni habe ich auf nachtkritik.de einen Hinweis auf die Shakespeare-Ausgabe von Frank-Patrick Steckel im Laugwitz-Verlag publiziert. Im November ist der neuste Band der Ausgabe erschienen, Anthony and Cleopatra. Uwe Laugwitz, der Verlagsleiter, hat mir ein Exemplar zugeschickt, nachdem wir uns im Sommer kurz über einige Formulierungen in meiner Kritik ausgetauscht haben.
Ich hatte damals den sensiblen Umgang mit der Vorlage gelobt, die gleichwohl nicht nur was für Editionsfreaks wie den kleinen Philologen ist, sondern vor allem und besonders etwas für Leser ist, die Spaß an Shakespeare haben oder auch künstlerisch mit ihm arbeiten möchten. Aus meiner Sicht waren einige Formulierungen im Nachwort zur Editionspraxis etwas missverständlich, was ich in der Kritik angedeutet habe. Das hatte ich vor allem getan, um die so begrüßenswerte Ausgabe gegen editionsphilologische „Erbsenzähler“ (so seinerzeit meine Formulierung) in Schutz zu nehmen. In Steckels jetzt vorliegender Neuübersetzung von Anthony and Cleopatra präzisiert Laugwitz das Wiedergabeprinzip, so dass da wohl nichts mehr zu befürchten ist. Zudem nimmt er sich nun die „stilometrischen Erbsenzähler“ in der Shakespeare-Forschung vor (vgl. Uwe Laugwitz: Nachwort, in: William Shakespeare: The Tragedy of Anthony and Cleopatra / Antonius und Cleopatra. Übers. v. Frank-Patrick Steckel. Buchholz: Laugwitz 2013, S. 279-286, das Zitat S. 281).
Er kann im Rückgriff auf die Forschung wahrscheinlich machen, dass „der Setzer im Falle von Anthonie and Cleopatra nicht immer sorgfältig gearbeitet hat“ (ebd.). Wenn dem so ist, bleibe, so Laugwitz, letztlich nur die Möglichkeit, das Stück bei Überlegungen zu Shakespeares Stil und Metrik nicht zu berücksichtigen. Derart betrachtet, erledigen die Erbsenzähler nicht nur eine ganz und gar überflüssige Arbeit – sie zählen außerdem etwas, von dem sie zwar annehmen, dass es Erbsen sind. Aber vermutlich ist dem gar nicht so. Mit Shakespeare-Philologie hat deren Kritelei an Stil und Metrik nichts zu tun. Zumindest dann nicht, wenn man Philologie als Liebe zum Wort und am Sprechen begreift. Wie sagt Antonius zu Cleopatra in I,1 doch so treffend: „There’s beggery in the loue that can be reckon’d“.