Wenn mich mein Eindruck nicht täuscht, dann habe sich in den vergangenen Wochen Entschuldigungen gehäuft, um die Vernachlässigung des eigenen Blogs zu rechtfertigen. Ganz egal, ob Kultur oder Wissenschaft: Mal wurden berufliche Gründe angeführt, mal Termine, mal andere Schreibverpflichtungen und natürlich Prüfungsbelastungen zum Semesterende bei Kollegen oder in studentischen Blogs. Auf geht’s noch dachte Christine Dössel sogar laut darüber nach, das Bloggen gleich ganz dran zu geben.
Ich muss gestehen, dass mir in den letzten Wochen auch schon wiederholt der Gedanke kam, zumindest eine kurze Rechtfertigung zu posten oder eine kleine Klage anzustimmen, dass ich im Moment einfach nicht dazu komme, hier was Anständiges unterzubringen. Aber warum eigentlich? Christine Dössel schreibt vom Stress, den man sich selbst macht, obwohl er ganz und gar unnötig ist. Wie kommt das? Weswegen dieser Irrglaube, die Welt wartet auf irgendwas von meinem Schreibtisch? Ist’s Hybris?
Vielleicht auch, aber (hoffentlich!) nicht nur: Bei einem Blog, der von einer Person oder von nur wenigen betrieben wird, dürfte wohl jedem Leser klar sein, dass es mal Durststrecken gibt. Und dass im Netz eh viel zu viel Belanglosigkeiten herumgeistern, ist auch klar. Also spricht an sich nichts gegen längeres Schweigen. Die Neigung, sich zu rechtfertigen, liegt vermutlich also nicht zuletzt daran, dass man sich mit Leuten vergleicht, die entweder im weiteren Sinne professionell bloggen oder aber schlicht mehr Zeit haben als man selbst. Die Entschuldigungen zeigen, dass man sich einerseits vergleicht, dass man andererseits aber auch Prioritäten setzt, bei denen das Bloggen nicht ganz oben steht – sonst würde eben nicht längere Zeit Funkstille herrschen.
Als ich die Kommentare zu den Entschuldigungen gelesen habe, zeigte sich zweierlei: Freude, das wieder was publiziert wird, und Verständnis, dass länger nichts kam. Wie schnell die Kommentare folgten, zeigt zudem, wie viele Leser sich über Mail-Abos und RSS-feeds informieren lassen. Das ist gerade für Blogs, die nicht dauernd was raushauen, ein wichtiger Hinweis darauf, dass man Vertrauen genießt. Ich betone das, weil gerade gegen das wissenschaftliche Bloggen immer wieder eingewandt wird, dass eine vergleichsweise rasante Publikationsform wissenschaftlichen und anderen differenzierteren Ausdrucksformen keinesfalls zuträglich sein könne. Wenn aber mein Eindruck richtig ist, dann besteht die Notwendigkeit zum permanenten Publizieren gar nicht so sehr, wie immer behauptet wird. Die Reaktionen auf Dössels Artikel lassen zumindest vermuten, dass die Leserschaft von Blogs sich längst schon vielmehr ausdifferenziert hat, als das so mancher meint.
Aber vielleicht ist das auch alles nur Quatsch und ich suche eine Rechtfertigung dafür, dass ich hier endlich mal wieder was unterbringe. Damit ihr jetzt alle schön regelmäßig vorbeischaut, kündige ich hiermit schon mal ein Gewinnspiel für das 100. Posting an. Ist nicht mehr lang hin!