Deutsche Digitale Bibliothek

Vorgestern hat Staatsminister Neumann erste Rahmenideen zur Deutschen Digitalen Bibliothek formuliert – um so ein staatlich organisiertes Gegenstück zur weltweit von google organisierten Bibliothek zu begründen. Das ist eine feine und richtige Idee (freilich hinkt Deutschland der Entwicklung entschieden hinterher). Einmal abgesehen davon, dass bei der Umsetzung zahlreiche Schwierigkeiten zu berücksichtigen sind und dass die Finanzierung wohl auch noch nicht geklärt ist (vgl. dazu den Artikel in der FAZ): Wichtig ist, dass auf diese Weise Unabhängigkeit von den Interessen eines Weltkonzerns hergestellt wird und dass so ins virtuelle Archiv die Kulturgüter und Artefakte eingespeist werden, die Fachleute aus Museen, Archiven und Bibliotheken für archivierungswürdig erklären und niemand anders mit mutmaßlich weniger unabhängigen Interessen. Für die Geisteswissenschaften wird aber nicht nur die Frage wesentlich werden, was in diese Bibliothek aufgenommen wird, sondern auch wie die digitalisierten Dinge und Aussagen zueinander in Beziehung gesetzt werden, welche Regeln und Gesetze für ihre Verzeichnung aufgestellt werden, wie ihre erfolgreiche Archivierung im Sinne Foucaults angegangen wird: „Das Archiv ist auch nicht das, was den Staub der wieder unbeweglich gewordenen Aussagen aufsammelt und das eventuelle Wunder ihrer Auferstehung gestattet; es ist das, was den Aktualitätsmodus der Aussage als Sache definiert; es ist das System ihres Funktionierens.“ (Michel Foucault: Archäologie des Wissens. Übersetzt von Ulrich Köppen. Frankfurt/Main 1981, S. 188).

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