Heute hat das DRadio Wissen einen Hinweis auf eine Sendung gepostet, in der sich alles um das Thema „Was soll ich studieren?“ dreht. Ich finde solche Sendungen sehr wichtig, weil die Universitätslandschaft mit ihren Studiengängen ja wirklich sehr unübersichtlich ist. Und für meine Kollegen und mich sind solche Sendungen auch sehr aufschlussreich, weil ich durch sie eine Ahnung davon bekommen kann, was (angehende) Studierende von ihrem Studium so erwarten und was andere Kollegen anders (vielleicht besser?) machen und warum.
Als ich die Nachricht gelesen habe, habe ich mich aber doch über das gewundert, was die beiden Radio-Redakteure zum Besten geben. Da heißt es nämlich aus dem berufenen Munde zweier Geisteswissenschaftler: „Unsere beruflichen Wege waren viel von Zufall geprägt, und so geht es inzwischen vielen Studenten und Absolventen. Denn mit einem Studium kann man vieles werden. Man muss ja nicht unbedingt den Beruf ausüben, für den man sich ausbilden lässt. Oder doch?“
Dazu zwei kleine, vielleicht kleinliche Rückfragen:
Wieso „inzwischen“? Dass der berufliche Lebensweg nach dem Studium stark vom Zufall abhängig ist, ist nun wahrlich nichts Neues. Natürlich gibt es Studiengänge, die etwas konkreter perspektiviert sind als andere. Aber wer so tut, als sei das früher anders gewesen („inzwischen“!), der frage nur mal seinen Arzt oder Apotheker, welche Rolle der Zufall in seinem Berufsleben gespielt hat.
Wieso „ausbilden“? Wer sich eines solchen Themas annimmt, sollte – finde ich – etwas sensibler mit Begriffen umgehen: In kaum einem Universitätsstudiengang wird ausgebildet. Das meine ich gar nicht in einem emphatischen Sinne als Loblied auf das Humboldtsche Bildungsideal, sondern ganz konkret: Wer Jura studiert, wird nicht zum Rechtswanwalt, Richter o.ä. ausgebildet, sondern er wird Jurist. Wer Medizin studiert, wird erst nach einer gewissen Zeit in der Klinik Arzt; auch kann er Sachbearbeiter bei der Krankenkasse werden (wen‘ s denn glücklich macht…). Wer Theologie studiert, wird nicht zum Pastor ausgebildet. Dafür ist das Vikariat zuständig. Und wer Theaterwissenschaften studiert, kann offenbar auch Redakteur beim DRadio Wissen werden. Dafür ausgebildet ist er nicht. Ist doch eigentlich ganz toll, oder?
Eltern erwarten – verständlicherweise – eine Antwort auf die Frage: „Kind, was willst Du denn damit mal werden?“ Dass die meisten Kinder darauf zu Beginn des Studiums häufig eine ausweichende oder gar keine Antwort geben, liegt häufig gar nicht an ihnen, sondern am Studiengang. Gute Radiobeiträge sollten das deutlich machen – Info-Veranstaltungen der Unis aber selbstredend auch.