Wie letzte Woche geschrieben, werde ich hier in den nächsten Monaten immer mal ein paar Bilder von mehr oder minder bekannten Schauspiel- und Opernhäusern einstellen, die ich mit Lego Architecture nachgebaut habe.
Die dazu Idee kam mir vor einiger Zeit, weil der Nachbau gleich aus zwei Gründen interessant ist. Zum einen fordert er mit den weißen Steinen und den bei Lego ja begrenzten Möglichkeiten (zumindest wenn man nicht 1:1 baut) zur Abstraktion der Vorlage auf. So entsteht ein ganz interessanter Kontrast zwischen Original und Miniatur, der die archtektonischen Stärken des Original betont. Man hat also an den Lego-Bauten besonders viel Spaß, wenn man eine ungefähre Vorstellung von dem Gebäude selbst hat. Zum anderen hilft der Nachbau, sich die grundsätzliche innere Struktur des Hauses – die Räume und Wege, die man passiert, bis man schließlich im Parkett oder im Rang sitzt – klar zu machen. Obwohl ich das Innenlenben der Häuser nicht nachbaue bzw. nur andeute, wenn es Fensterfassaden gibt, überlege ich beim Nachbau der Wände, welches Innenleben sich dahinter verbirgt.
Das lässt sich an der Deutschen Oper Berlin gut veranschaulichen. Wenn man sich ihr von der U-Bahn aus oder mit dem Auto nähert, wirkt die Oper ungemein abweisend. Das liegt an der massiven Außenfassade, auf der der Schriftzug des Hauses prangt und mittels der die Zuschauer vom Lärm der Bismarckstraße abgeschirmt werden sollen. Die der Straße zugewandte Wand steht aber, und deswegen war die Oper für den Legonachbau so interessant, in großem Kontrast zu den beiden Richtung Ost und West ragenden Seitenwänden, die komplett in Glas gehalten sind.
Der Unterbau mit dem Eingangsbereich ist etwas zurückversetzt, was dem Theater zumindest von der Straße aus eher noch mehr einen äußerlich abweisenden Eindruck verleiht, weil es anders als klassische Opernbauten seinen Eingang nicht inszeniert, sondern beinahe schon verheimlicht.
Dieser Eindruck korrespondiert mit dem folgenden Eintritt in den Kassenraum und die Garderobe. Besonders letztere ist dezentral eingerichtet, was manchmal zu einer leichten Unübersichtlichkeit führen kann. Zudem merkt man gleich, dass man sich an einem Ort befindet, der allem anderen im wahrsten Wortsinn untergeordnet ist. Man spürt, dass es sich um Räume handelt, in denen man sich nicht länger aufhält, als man muss.
Belohnt wird man, wenn man die Garderobe verlässt und in das zentrale Foyer über der Garderobe aufsteigt. Es profitiert von den beiden angesprochenen Fensterfronten an der Seite des Gebäudes ungemein und ist wunderschön. Wenn man im Parkett nahe der Bühne sitzt, hat man bis kurz vor Betreten des Zuschauerraums Fenster zur Linken bzw. Rechten. Der Eintritt in den eigentlichen Opernraum wird so hervorragend inszeniert.
Im lichtdurchfluteten Foyer sind auch die eleganten beiden Treppen, mit denen man zu den höher gelegenen, von der Bühne weiter entfernten Sitzen gelangt, die in der Deutschen Oper weniger ein Rang sind als vielmehr Balkone. Die Treppen habe ich anzudeuten versucht.
Die Deutsche Oper Berlin ist also ein Ort, der auf sehr deutlichen Kontrast zwischen der Außenwelt und der Kunstwelt setzt und ganz auf die hofft, die ohne Scheu in sie eintreten. Beim Nachbauen ist mir das sehr deutlich geworden und damit auch, wie sehr die Deutsche Oper Berlin aus einer Zeit kommt, in der sich Opernhäuser an sich noch nicht legitimieren mussten, weil zumindest für die bürgerlichen Teile der Stadt klar war, dass man dort von Zeit zu Zeit hingeht. Heute würde die Oper mutmaßlich ganz anders, offen, zugewandter gebaut werden, nicht mit dem neu-sachlichen Selbstbewusstsein des jungen Westberlin (das Haus wurde 1961 eröffnet und gab dann bekanntlich u.a. 1967 bei den Demonstrationen gegen den persischen Schah die Kulisse ab).
Der Vorteil dieser Architektur liegt auf der Hand, denke ich. Jeder Eintritt in die Oper ist bis heute ein Ereignis, immer noch wirkt das Haus als wunderbarer Ort, um den Alltag hinter sich zulassen und sich ganz dem hinzugeben, was am jeweiligen Nachmittag oder Abend geboten wird. Und dass die Deutsche Oper mit Abstand den besten Klang der drei Berliner Opernhäuser hat, ist eh kein Geheimnis und sei hier lediglich der Vollständigkeit halber erwähnt.
Wunderbar! Ich freue mich auf mehr davon & sende herzliche Grüße
Petra
Danke! Wird bestimmt kommen. Hast Du Anregungen?
Wenn ich mir was wünschen darf: Ich liebe das Guggenheim in N. Y. , das ist nur leider kein Opernhaus, damit kenne ich mich zu wenig aus …
Das Guggenheim ist natürlich super, aber deswegen keine Herausforderung für mich, weil das als fertigen Bausatz von Lego gibt (den habe ich auch).
Aber in der Tat: vielleicht sollte ich Museen in das Projekt mit aufnehmen.
Ui, das ist ja toll! Das könntest du ja trotzdem …?
Über Museen würde ich mich natürlich sehr freuen, mir gefallen z. B. das Frieder Burda Museum in Baden-Baden und die Fondation Beyeler bei Basel. Von den Fotos her (ich war noch nicht dort) fand ich auch das Bauhaus in Dessau interessant.
Deine Idee ist wirklich famos, vor allem auch die Verbindung mit deinen Ausführungen dazu – ich bin schon jetzt ein Fan : )
[…] ich letzten Monat mit meiner Serie mit Lego-Nachbauten von bekannten Theater- und Opernhäusern begonnen und mich an der Deutschen Oper Berlin versucht habe, bin ich jetzt im Geiste einfach auf die andere Seite der Bismarckstraße zum […]
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